Wie entsteht Leistungsdruck?
Leistungsdruck entsteht durch gesellschaftliche, kulturelle oder familiäre Erwartungen. Natürlich können wir auch zu hohe Anforderungen an uns selbst stellen – wie das Gefühl, immer alles richtig machen zu müssen oder Perfektionismus. Aber wenn man genauer hinsieht, haben auch diese Selbstansprüche eine soziale Prägung: Verhaltensweisen, die uns vorgelebt wurden oder Glaubenssätze, die wir uns durch negative Erfahrungen angeeignet haben.
Leistungsdruck kann in nahezu allen Lebensbereichen bestehen, zum Beispiel:
- Erfolg im Beruf
- eine „perfekte“ Partnerschaft
- soziales Engagement
- Selbstoptimierung
- ein nachhaltiger Lebensstil
- regelmäßiger Sport
- gesunde Ernährung
- emotionale Stabilität
- Erfüllung von Schönheitsidealen
Die gesellschaftliche Norm, dass Erfolg und Wert durch Leistung definiert werden, hat tiefgreifende psychische und soziale Folgen.
Menschen, die den Idealen nicht entsprechen können oder wollen, erleben oft Stigmatisierung und Isolation. Doch damit nicht genug: Häufig wird der Leistungsdruck internalisiert, sodass die Bewertung der eigenen Person von äußeren Erwartungen abhängt. Wenn diese nicht erfüllt werden, kommt es zu Gefühlen wie Schuld, Scham oder Unzulänglichkeit.
Das Streben nach Leistung ist erdrückend und vernichtet Individualität.
Der leichteste Weg im Umgang mit Leistungsdruck ist das Mitschwimmen. Viele Menschen übernehmen einen sozial erwünschten oder familiär vorgelebten Lebensstil und werden belohnt, wenn sie die Ideale erfüllen. In der Psychologie wird in diesem Fall von extrinsischer Motivation gesprochen. Das Tückische daran: Die Belohnung hält nur vorübergehend an – und schon muss das Nächste erreicht, gemacht oder geschafft werden. Viele beschreiben dieses Phänomen als „Hamsterrad“: Je länger man sich darin befindet, desto frustrierender wird es – bewusst oder unbewusst.
Dem inneren Kompass mehr als den gesellschaftlichen Narrativen vertrauen.
Der schwierigere Weg ist die konsequente Abkehr vom umgebenden Leistungsdruck und die Ausrichtung des Lebens an eigenen Wünschen und Bedürfnissen (intrinsische Motivation). In der Regel ist man dadurch mit mehr Widerständen, Fragen, Abwertungen und vielleicht sogar Ausgrenzungen konfrontiert (eine typische Folge bei Abweichungen von der Norm). Und dennoch scheint es der einzige Weg zu wirklicher Zufriedenheit zu sein. Je tiefer man in die Seele schaut, desto weniger zeigt sich das Verlangen nach Leistung, geschweige denn nach finanziellen oder materiellen Dingen. Dies zeigen nicht nur psychologische Erkenntnisse, sondern spiegelt sich auch in unzähligen Berichten aus der palliativen oder onkologischen Begleitung wider.