Herdenverhalten lässt sich evolutionär ergründen, denn die Masse bietet Schutz. In Zeiten der Jäger und Sammler hat die Herde vor Angriffen geschützt und die Nahrungsversorgung gesichert. Dass das „Herding“ bis heute in uns veranlagt ist, lässt sich in unterschiedlichen Situationen beobachten: an Fußgängerampeln, an beliebten Marktständen, bei Standing Ovations, beim Börsenhandel oder während eines Feueralarms. In all diesen Situationen fällt es schwer, nicht das zu tun, was die Mehrheit tut.
Herdenverhalten kann auch gefährlich werden (sogar zu Verbrechen an der Menschlichkeit führen), gibt uns aber das Gefühl von Sicherheit – im Sinne von: „Wenn ich damit falsch liege, bin ich zumindest nicht alleine“. Und auf das Gefühl von Sicherheit müssen diejenigen verzichten, die sich nicht der Masse anschließen. Aus Sicht der Psyche ist es also eine Gefahr, Einzelgängerin oder Einzelgänger zu sein. In sozialpsychologischen Studien wurde beispielsweise herausgefunden, dass Ängste oder andere unerwünschte Empfindungen auf Außenseiter projiziert werden, um die eigene soziale Gruppe besser fühlen zu lassen.
In der zivilisierten Welt ist das Herdenverhalten nicht mehr für das Überleben notwendig. Da es aber nach wie vor tief in uns verankert ist, wird es häufig ausgenutzt – weshalb sich der Begriff auf den Finanzmärkten und in der Werbung mittlerweile fest etabliert hat. Aber auch Akteure aus Politik, Gesellschaft und sozialen Gruppen machen sich das „Herding“ zu Nutze – nicht selten mit eigensinnigen (bis zu destruktiven) Absichten.
Quellen:
Antons, K. (2000). Praxis der Gruppendynamik: Übungen und Techniken.