Vertrauensbrüche (z. B. Fremdgehen) ist eines der schmerzhaftesten Dinge in zwischenmenschlichen Beziehungen, die häufig von Scham- und Schuldgefühlen begleitet werden. In den meisten Fällen sind solche Vertrauensbrüche ein Ausdruck tiefliegender, unerfüllter Bedürfnisse auf emotionaler, körperlicher oder psychologischer Ebene:
- Bindung & Nähe: Wunsch nach emotionaler Verbundenheit, Zuwendung, Vertrauen
- Autonomie & Freiheit: Bedürfnis nach Selbstentfaltung, Individualität und Selbstbestimmung
- Wertschätzung & Anerkennung: Das Gefühl, gesehen, gewollt und attraktiv zu sein
- Spannung & Lebendigkeit: Wunsch nach Abwechslung, Abenteuer und Neuem
- Authentizität & Kommunikation: Bedürfnis, sich ehrlich und ganz zeigen zu dürfen (Heimlichkeit als Folge unausgesprochener Bedürfnisse und Konflikte)
Übungen
- Bedürfnisse kommunizieren: Was brauche ich? Was brauchst du?
- Bindungsstile erforschen: Welche Beziehungserfahrungen hat der Partner/die Partnerin in der Vergangenheit?
- Landkarten der Intimität: Was bedeutet Nähe, Erotik und Vertrauen für jede/n?
- Zeitstrahl erstellen & Emotionen identifizieren: Wie war die Beziehung zu Beginn? Wann hat sich etwas verändert? Was wurde (vermeintlich) erlebt, was in der Beziehung fehlte?
- Schuld und Verantwortung differenzieren: Schuld schaut zurück, sucht nach einem Fehler und verharrt im Urteil. Verantwortung blickt nach vorn, erkennt das eigene Handeln an und übernimmt die Gestaltung der nächsten Schritte.
- Vergeben kultivieren: Raum für Trauer, Reue und Neuanfang schaffen.
Reflexionsfragen:
- Welche Bedürfnisse wurden in der Beziehung (nicht) gesehen?
- Was wurde im Laufe der Zeit verschwiegen, angepasst oder vermieden?
- Welche Anteile von Lebendigkeit, Sehnsucht oder Wut wurden nicht ausgelebt?
- Wann habt ihr euch zuletzt wirklich verbunden gefühlt?
- Was hast du dir gewünscht, aber nicht bekommen?
- Worauf hast du verzichtet, um den Frieden zu wahren?
- Welche deiner Sehnsüchte hast du verborgen?
- Was kannst du ab jetzt dafür tun, dass deine Bedürfnisse einen Raum bekommen?
- Was brauchst du vom anderen, um wieder Vertrauen aufzubauen?
© Psychologische Praxis Lennart Gröne
Quellen:
Bowlby, J. (1988). A secure base: Parent-child attachment and healthy human development. Basic Books.
Grawe, K. (2004). Neuropsychotherapie (5. Aufl.). Hogrefe.
Moeller, M. L. (2002). Die Wahrheit beginnt zu zweit: Das Paar im Gespräch. Rowohlt.
Perel, E. (2006). Mating in captivity: Unlocking erotic intelligence. Harper.
Perel, E. (2017). The state of affairs: Rethinking infidelity. Harper.
Rosenberg, M. B. (2003). Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (3. Aufl.). Junfermann.