Einerseits gelten vierblättrige Kleeblätter, die nur sehr selten vorkommen, als Glücksbringer. Andererseits sind menschliche Abweichungen von der Norm mit Skepsis, Unbehagen oder sogar Ausgrenzung verbunden (paradoxerweise auch in „individualistischen“ Kulturen).

Ein vierblättriges Kleeblatt tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1 : 10.000 auf. Es bekommt die volle Bewunderung – im Vergleich zu den „normalen“ dreiblättrigen Kleeblättern, die ihr Dasein in der Nebensächlichkeit fristen.

In der menschlichen Sozialisation ist es genau umgekehrt: Der Mainstream wird verehrt – während alle, die anders denken, anders fühlen oder anders aussehen, weniger Beachtung erfahren oder kritisch beäugt werden.

Woher kommt dieser fundamentale Unterschied? 

Wer in unserer Gesellschaft Normen bestimmt, hat Macht. Wer der Norm entspricht, ist ein Teil davon. Wer aus der Norm fällt, muss sich hingegen mit dem Gegenspieler der Macht abfinden: der Ohnmacht. 

In der Welt der Kleeblätter spielen Motive wie das Streben nach Macht oder die Vermeidung von Ohnmacht keine Rolle. Und schon sind wir in der Lage, die Schönheiten und Besonderheiten außerhalb der Norm zu sehen.

Wenn wir unsere Sozialisation reflektieren und den Mut haben, uns gegen den Normierungsdruck zu richten, können wir auch menschliche Diversität als Bereicherung erkennen – was uns bei Kleeblättern schon längst gelingt.


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